bertolt brecht nationalsozialismus

February 16, 2021

Mit Abschluss seiner so genannten „Hauspostille“[80] begann gleichzeitig eine frische Schaffensperiode Brechts, die sich seit Mitte der 20er Jahre in einer neuen, weiter entwickelten Ästhetik äußert, die die „Svendborger Gedichte“ eindrucksvoll zum Besten geben. Amsterdam/New York 2003, S. 55. Denn „der theoretische Horizont für diese Experimente ist ausdrücklich der Marxismus, der die Gesichtspunkte für die Durchführung dieser Demonstrationen liefert“. [88] Brechts Denkweise spiegelt auch die These Hincks wider, dass Brecht sich zu dieser Zeit eher als Schreiber für die breite Masse denn als einen Lyriker für eine hoch intellektuelle Leserschaft sah.[89]. [49] Vgl. Koopmann, Helmut: Brecht – Schreiben in Gegensätzen, in: Koopmann, Helmut (Hrsg. Immer noch hoffte er durch den Beitrag seines lyrischen wie auch dramatischen Werkes den deutschen Widerstand stärken zu können. Freising 2007, S. 1. Bertolt Brecht schrieb dieses Drama in den Jahren des Exils. 10“, sind von einem großen Wunsch geprägt, der sein gesamtes Leben zu bestimmen schien: Brecht wollte mit allen Mitteln ein bekannter Dichter werden. An nichts anderes mehr denkend hegte Brecht die Erwartung, er könne im Land der unbegrenzten Möglichkeiten endlich Ruhm auf der Bühne erlangen und so auch zu Geld kommen. 1. [14] Vgl. h�b```e``���K��@(�������m��p�-��_� >��9�M��M-� =�L?܂��-FlS�~ ���;@�����j;��biA�� �����```�Ĝ�x��܁��2. 0000087812 00000 n [99] Es wird dabei jeweils zuerst die Textimmanenz sowie anschließend die Texttranszendenz bearbeitet. Mit der Anwendung der vom Marxismus vorgeschlagenen Handhabung der Wirklichkeit ist Brecht in seiner politischen Eigenschaft als ein „(…) Marxist, insofern er sich des Marxismus als einer Methode zur Deutung der Welt bedient“ [51] , korrekt zu definieren. 4 Die literarische Verarbeitung des Nationalsozialismus seit der Machtergreifung Hitlers 1933 Während des Studiums in München lernte er unter anderem Frank Wedekind kennen und befasste sich mehr mit Gegenwartsliteratur als mit seinen Studienfächern … Teilen. Was nicht außer Acht gelassen werden darf ist die Tatsache, dass die Darstellung Hitlers für Brecht immer eine Schwierigkeit darstellte. 4. Bertolt Brecht zählt zu den bekanntesten Autoren im Exil. )/Schweppenhäuser, Hermann (Hrsg. Doch Karin Michaelis war nicht die einzige Person, zu der Brecht während seines Aufenthaltes in Dänemark Kontakt pflegte. Opitz, Michael (2006): Berliner Ensemble, in: Kugli, Ana (Hrsg. „Brecht-Boykotten“. 3.2 Wie stand Brecht zu Hitler? [19] Vgl. Brecht suchte die Lösung dieser zwiespältigen Ausgangssituation vor allem in dem Experiment, seine Texte der breiten Masse zugänglich zu machen. ): Bertolt Brechts „Die Ernte“. 0000000916 00000 n 0000006580 00000 n Verwendet, was euch erreicht davon, mit Vorsicht! [6] Doch angesichts der zeithistorischen Umstände musste der politische Aspekt Vorrang gewinnen. Mennemeier, Franz Norbert: Bertolt Brechts Lyrik. 4.4.1.1.1 Unterschiede des epischen und dramatischen Theaters München 1994, S. 24. München 1994, S. 12. ), Brecht Lexikon, Stuttgart, S. 23 ff. Doch gleichgültig ob nun in dramatischer oder lyrischer Form, stets steht die Bemächtigung einer Wirklichkeit im Vordergrund, die sich Brecht durch Betrachtung der ökonomisch-politischen Schriften von Karl Marx völlig neu erschließt. Knopf, Jan: Bertolt Brecht. 4.4.1.1.2 V-Effekte Augsburg 1997, S. 49 f. [10] Vgl. Stuttgart 2000, S. 210. [17] Vgl. [63] In: Thiele, Dieter: Bertolt Brecht: Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui. Denn „Die politische und moralische Aufgabenstellung der Literatur überlagerte nicht selten das Streben nach literarischer Formung“ [7] – wie bei anderen exilierten Schriftstellern, so auch bei Brecht. 3 Brecht und der Nationalsozialismus Lyrik im Geschichtsprozess. Bertolt Brecht (1898-1956) Sechzig Jahre nach dem Tod des Schriftstellers und Dramatikers Bertolt Brecht ist die Debatte um rechten Populismus in der Politik durch den Zustrom vieler Hunderttausender Flüchtlinge insbesondere aus dem Nahen Osten und Nordafrika in … [13] Im Westen hatte Brecht ohnehin einen schwierigen Stand. Als sich der Kriegsbeginn langsam abzeichnete, war auch Dänemark kein sicherer Ort mehr. 4.4.1 Episches Theater Ostmeier, Dorothee: Zur Lyrik, in: Knopf, Jan (Hrsg.) 4.2.3.3 Inhaltliche Interpretation [54] Zwar nicht bis in das Detail nuanciert, aber dennoch versehen mit einer persönlichen Note, zeigt er in seinen Exilstücken, besonders in dem in dieser Arbeit zu interpretierenden Drama „Der Aufstieg des Arturo Ui“, deutlich seine auf dem Marxismus beruhende Antipathie gegen den Nationalsozialismus. Bertolt (Eugen Friedrich) Brecht (1898-1956) gehört zu den bedeutendsten deutschspra- chigen Autoren des Theaters. 0000212726 00000 n Bertolt Brecht, German poet, playwright, and theatrical reformer whose epic theater departed from the conventions of theatrical illusion and developed the drama as a social and ideological forum for leftist causes. Aufmerksam verfolgt Brecht Anfang der dreißiger Jahre auch mit großem Interesse das politische Geschehen in Deutschland. Denn manchmal werden Brechts exilliterarische Bestrebungen erst in diesem Kontext besonders deutlich. Frankfurt a.M./Bern/New York 1985, S. 41. Frankfurt a.M. 1987, S. 414f. 2. Seliger, Helfried W.: Das Amerikabild Bertolt Brechts (Studien zur Germanistik, Anglistik und Kamparatistik, hrsg. Genau das schien die starke Seite des Bertolt Brecht zu sein: mit Entschlossenheit auf die Herausforderungen des Exils zu reagieren und im Ende des Lebens in Deutschland einen neuen Anfang in Dänemark zu sehen, mit dessen schriftstellerischer Umsetzung er den Lesern sogar einen Nutzen erweisen konnte. Stuttgart/Weimar 2001, S. 3 f. [97] In: Brandt, Helmut: Funktionswandel und ästhetische Gestalt in der Exillyrik Bertolt Brechts, in: Stephan, Alexander (Hrsg. Cohen, Robert: Brechts ästhetische Theorie in den ersten Jahren des Exils, in: Schreckenberger, Helga (Hrsg. Stuttgart/Weimar 2001, S. 330-332. Seine Eltern waren wohlhabend und lebten in guten wirtschaftlichen Verhältnissen. Die gerade neu gegründete Weimarer Republik war anfangs durch eine instabile Regierung gekennzeichnet, die mit dem Gegenwind von links- und rechtsextremen Systemgegnern fertig werden musste. Im Gegensatz zu Brechts früher Äshtetik ist die des Exils stets auf politische Wirksamkeit ausgerichtet, doch verlor er dabei das Kunstschöne nie ganz aus den Augen. Mennemeier, Franz Norbert: Bertolt Brechts Lyrik. 826). 4.2.2.1 Entstehung, Form und Aufbau In diesem Kontrast werden gattunsgsspezifische Merkmale in der schriftstellerischen Be- und Verarbeitung des Nationalsozialismus und somit deren unterschiedliche Wirkungsbesonderheiten deutlich. [64] Man möchte das vielleicht auch bei einer ersten Betrachtung des Ui vermuten, in dessen Vordergrund die korrupten Geschäfte des Chicagoer Karfioltrusts stehen, doch schildert Brecht darin nicht – einige Kritiker sehen das anders, dem soll aber nach der Bearbeitung des Dramas widersprochen werden – die Monopolgeschäfte wirtschaftlicher Banden. [84] „Der Kapitalismus hat uns zum Kampf gezwungen“ [85], äußerte Brecht, noch zu Lebzeiten den gleichen Grundgedanken in den autobiografischen Notizen seines Journals im dänischen Exil. 4.4 Der exilierte „Stückeschreiber“ – exemplarische Betrachtung am Drama „Der Aufstieg des Arturo Ui“ Zudem hatte Brecht das Problem, dass sich ihm plötzlich zwei voneinander völlig unterschiedliche Deutschlandbilder boten – die bittere politische Realität zum einen, und das bis dato in der Lyrik verarbeitete heile Bild des deutschen Kaiserreiches und der Weimarer Republik zum anderen. Neureuter, Hans-Peter: Brecht in Finnland. v. Gerd Labroisse/Gerhard P. Knapp/Anthonya Visser, Bd. Neben Reisen nach Paris führte Brechts Weg auch nach Moskau, New York – dort sammelte er bereits erste Eindrücke zur Umsetzung seines „Ui“-Stücks – und London. Schoeps, Karl-Heinz: An die Nachgeborenen, in: Knopf, Jan (Hrsg. [75] Vgl. Mein Glas Wasser einem Verdurstenden fehlt? Bonn 1983, S. 59. Brecht selbst empfand tiefe Abneigung gegen den Nationalsozialismus – er war bekennender Marxist. ): Ästhetiken des Exils (Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik, hrsg. [64] Vgl. Zur Ästhetik der deutschen Exilliteratur 1933-1945 (Studien zur Literatur der Moderne, hrsg. ): Ästhetiken des Exils (Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik, hrsg. Berlin/Weimar/Frankfurt a.M. 1988-2000. v. Gerd Labroisse/Gerhard P. Knapp/Anthonya Visser, Bd. Ist wohl nicht mehr erreichbar für seine Freunde, Es ist wahr: ich verdiene noch meinen Unterhalt, Aber glaubt mir: das ist nur ein Zufall. [48] Bereits ab der zweiten Hälfte der 20er Jahre – Brechts eindeutige Hinwendung zum Marxismus begann 1926 mit den Arbeiten an dem Stück „Mann ist Mann“ – bis in die Zeit des Exils bekannte sich Brecht zum Marxismus und berief sich immer wieder darauf. 2. 2. Zudem sollte seine „neue“ Lyrik der 30er Jahre dabei keineswegs altmodisch, unangemessen oder nicht zeitgemäß wirken. Die folgenden Seiten werden sich Brechts Exilzeit ab dem Jahr 1933, das zugleich die Machtergreifung Hitlers wie auch den Beginn Brechts expliziten antifaschistischen Schaffens markiert, widmen. 0000001681 00000 n Doch selbstverständlich spricht er sie zugleich an, da er als Marxist die am Eigentum ausgedrückten gesellschaftlichen Verhältnisse vehement verurteilt und vor seiner subjektiven Meinung nur so den Nationalsozialismus gelungen darzustellen vermag. 243 0 obj <>stream Brecht selbst verbrachte die Zeit von 1933 bis 1939 im dänischen Exil. Studien zum Verhältnis von Marxismus und Ästhetik. [79] Vgl. Berlin 1998, S. 160. 2. [89] Vgl. 25). So entstanden in dieser Zeit zwar seine bedeutendsten Theaterstücke (rund zwei Drittel davon waren dem literarischen Kampf gegen den braunen Kanzler gewidmet) – exemplarisch seien an dieser Stelle nur „Furcht und Elend des Dritten Reiches“ (1938), „Leben des Galilei“ (1938), „Mutter Courage und ihre Kinder“ (1939) und „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ (1941) genannt –, angemessen inszenieren konnte er sie jedoch nicht. Neben dem Selbststudium der Werke von Lenin und Marx fand zwischen Korsch, Sternberg und Brecht ein reger Austausch statt. Denn eine „(…) von außen erzwungene Friedenspolitik (…) lasse dem Faschismus (…) den politischen Freiraum zur Machtübernahme“. [55], Denn Brecht wird tätig, indem er „(…) den Marxismus nicht als vorgeprägte Weltanschauung, genauer: als Glaubensbekenntnis unkritisch akzeptiert und reproduziert, sondern indem er die materialistische Dialektik als Methode und Möglichkeit, die Welt anzuschauen, interpretiert und in sein Werk einfließen lässt“. Mai 1933. Jeske, Wolfgang: Svendborger Gedichte, in: Knopf, Jan (Hrsg. [51] In: Müller, Klaus-Detlef: Die Funktion der Geschichte im Werk Bertolt Brechts. 4.4.2.3.1 Basisverfremdung – Verschmelzung von deutschem Massenmörder und amerikanischem Gangsterboss in der Figur des Arturo Ui Schoeps, Karl-Heinz: An die Nachgeborenen, in: Knopf, Jan (Hrsg. Stuttgart 2000, S. 54. 1919-1933. [25] Vgl. Berlin 1998, S. 159. Jesse, Horst: Brecht im Exil. 4.4.1.1 Wichtigste Merkmale und Neuerungen Literaturtheoretische Reflexionen in Brechts Lyrik, in: Hinck, Walter: Von Heine zu Brecht. 0000002635 00000 n trailer Der Fokus wird hier vor allem auf die Gefühlssituation des lyrischen Ichs gelegt. Stuttgart 2000, S. 58. Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Knopf, Jan: Die Stücke. )/ Opitz Michael (Hrsg. Oft fehlt seinen politischen Texten der subtile Blickwinkel, der die ideologisch tief verankerte Gefährlichkeit, die vom NS-Regime ausging, deutlich macht. )/Wolf, Uta (Hrsg. Stuttgart 2000, S. 47 f. [36] Vgl. Eine vergleichende Untersuchung am Beispiel von Texten Brechts, Thomas Manns , Seghers´ und Hochmuths (Europäische Hochschulschriften Reihe I. 4.4.2.5.1 Die Parabelform – ein Streitpunkt der Kritiker Bertolt Brecht thematisiert 1939 in seinem Gedicht „An die Nachgeborenen“ am Beispiel des Lebens im Dritten Reich, die Ablehnung gegen die vorherrschenden Gesellschaft und bittet die anschließenden Generationen um Nachsicht für das Verhalten der Personen, die versuchten das unmenschliche Regime mit Gewalt zu stürzen. Geburtstag im Jahr 1998 wird sich am 14. Hecht, Werner: Brecht Chronik. Berlin 1964, S. 199. Doch bevor mit der Interpretation dieser drei Gedichte begonnen wird, soll zunächst auf die politische Orientierung Bertolt Brechts und sein Leben im Exil eingegangen werden, um die Hintergründe dieser lyrischen, wie auch dramatischen Werke aufzuzeigen. Bertolt Brecht. [18], Die berufliche Seite gestaltete sich für Brecht ebenfalls wenig rosig: Er hatte keine Verbindung mehr zu ihm bekannten Verlagen, Theatern und seinen ehemaligen Mitarbeitern und Freunden. Allerdings stand für ihn – während seiner Jugendjahre – der literarische Effekt im Vordergrund, und nicht etwa eine moralische oder politische Botschaft, die er in seinen Werken kundtun wollte. Unter dem Druck der extremen politischen Situation sah Brecht sich gezwungen, antifaschistische, engagierte Dichtkunst zu verfassen, die es gleichzeitig schaffen sollte, als rein politische Lyrik nicht in das ästhetische Abseits abgeschoben zu werden. Berlin 1998, S. 102. Was er dort gesehen hatte, das amerikanische Gangstermilieu mit all seinen Fassetten der Gewalt, Korruption und des Verbrechens, das war der Stoff für sein Drama, in dem neben der stofflichen Verarbeitung des amerikanischen Ghettos auch der deutsche Despot Adolf Hitler eine tragende Rolle spielt. [87] Mit dem Versuch, Lyrik in einen interdisziplinären Kontext wie beispielsweise Architektur oder Kunst zu stellen, oder sich als Autor im Ausland zu etablieren, wollte er einen für jedermann verständlichen Kontext kreieren, der sich dennoch auf einem gewissen Niveau befand. [102] Vgl. Da er Angst hatte, dass Hitler und seine Truppen auch Schweden besetzen würden, hielt er sich nicht lange dort auf und siedelte bald, im April 1940, nach Finnland über. Lohmeier, Dieter (Hrsg. [49] Aus seiner Antipathie gegen den Kapitalismus – er sah, dieser Sichtweise muss bei der nachfolgenden Lektüre, insbesondere im Umkreis des Dramas, größte Bedeutung beigemessen werden, im Nationalsozialismus die Fortsetzung des Kapitalismus mit anderen Mitteln – erwuchs Brechts Marxismustheorie, die sich jedoch keineswegs auf den osteuropäischen Klassiker marxistischer Denkweise beschränkte, sondern sich vielfältigerer Auslegungsmöglichkeiten bediente. [74] Vgl. 4.2.1 Zwischen Autobiografie und Rollengedicht – „An die Nachgeborenen“ - Hohes Honorar auf die Verkäufe Februar 1933, einen Tag nach dem Reichstagsbrand, trat er zusammen mit seiner zweiten Ehefrau Helene Weigel, die 1948 Intendantin am Berliner Ensemble werden sollte und Mutter seiner Kinder Stefan und Barbara war, den Weg über Prag, Wien, Zürich und Frankreich zur ersten längeren Exilstation nach Dänemark an. Doch liegt in Brechts Nachlass ein Gedicht vor, das unter dem Titel „Bitte an die Nachwelt um Nachsicht“ (für das in Brechts Augen unangebrachte Verhalten in seiner Situation siehe Kapitel 4.2.1.2) eine frühere, äußerst gekürzte Fassung des dritten Abschnittes oder ein separates Einzelgedicht darstellt. In 24 Szenen wird der Alltag und das Innenleben der NS-Zeit gezeigt. [60] Vgl. 0 - Publikation als eBook und Buch Wie eingangs bereits angedeutet, äußert sich diese Ästhetik des Exils darin, ändernd in die Wirklichkeit eingreifen zu wollen, da die zeitgeschichtlichen Vorgänge es verlangten. Amsterdam/New York 2003, S. 65f. Ab dem Zeitpunkt, ab dem sich Brecht als Marxist begriff und gesellschaftliche Prozesse nur noch aus dem Blickwinkel des Klassenkampfes betrachtete, trat er den avantgardistischen Kampf für eine Revolutionierung zum Gemeinwohl der Gesellschaft auf dem Papier an. Aber er erhielt die Möglichkeit, am Deutschen Theater zu arbeiten, das einen sehr guten Ruf hatte. Einführung, in: Knopf, Jan (Hrsg. ): Geflüchtet unter das dänische Strohdach – Schriftsteller und bildende Künstler im dänischen Exil nach 1933. Brecht verlor nicht nur fast komplett den Kontakt zu Freunden und Verwandten, sondern er hatte auch den Tod seiner Lebensgefährtin zu verarbeiten. Hinzu kam, wohl für alle Exilautoren gleichermaßen, dass man im fremden Land auf die Kaufkraft eines fremden Volkes angewiesen war. [21] Am 15. [42] Auf diese, eher unglückselige Zeit Bertolt Brechts in den USA soll am Ende dieser Arbeit noch ein kurzer Ausblick gegeben werden. Frankfurt a.M. 2006, S. 39. 4.3 Das Exil als Garant politisch motivierter Verse größtmöglicher Eindringlichkeit Man war noch schmerzlich-direkter dem kapitalistischen Zwang unterworfen, seine Werke zu Geld zu machen, um überleben zu können. Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe. ): Brecht-Handbuch, Bd. Unter anderem arbeitete er während dieser sechs Jahre mit Margarete Steffin, die nicht nur Kollegin, sondern gleichzeitig Geliebte war, zusammen. Begriffe und Definitionen, begr. Versteift auf diese Sicht der Dinge verlor Brecht teilweise den eigenständigen Charakter, die relative politische Eigenständigkeit des Nationalsozialismus, die ihn so brandgefährlich machte, aus den Augen. ): Walter Benjamin, Gesammelte Schriften, Bd. Tübingen 1967, S. 35. [74] Mit diesem Übertünchen greift Brecht die glänzende Rhetorik der Nationalsozialisten auf, die mittels fabelhafter Ausschmückung ihrer hohlen Phrasen die Schattenseiten ihrer Herrschaft verschwiegen und so trotzdem ein massenwirksamens Auftreten an den Tag legten, dem sich die Bevölkerung anschloss. Aspekte Tendenzen. Sein Schreiben lässt sich folglich „(…) als Schreiben in Gegensätzen bestimmen (…); als Produktion aus der Negation heraus, die bei ihm zu spezifischen Dualismen und Polarisierungen führte (…)“. Kittstein, Ulrich: Bertolt Brecht. Würzburg 2005, S. 16 f. [6] Vgl. Während Brechts schwedisch-finnischer Exilzeit sind viele bedeutende Stücke entstanden, wie „Der gute Mensch von Sezuan“, mit dem er vermutlich schon in Dänemark begonnen hatte, „Mutter Courage und ihre Kinder“, „Der Augsburger Kreidekreis“ und „Die Geschäfte des Herrn Julius Caesar“. v. Josef Becker/Henning Krauß/Werner Wiater, Nr.25). ): Brecht-Handbuch, Bd. Vermutlich schrieb Brecht das Gedicht „Kälbermarsch“ auf dem Weg in das dänische Exil 1933 in Paris. Nachfolgend zitiert als „GBA“ jeweils mit Band und Seitenzahl. Er wollte eine intellektuelle Kunst, die sich mit den Bedrängnissen der Zeit auseinander setzte. Stuttgart 2000, S. 45. [38] Wenn schon für andere Autoren befremdlich, wie sehr musste solch eine Situation dann erst an dem Selbstbewusstsein einer Person wie Brecht gezehrt haben, die den Kapitalismus auf das Tiefste verabscheute? Brecht musste die Skripten allerdings nach Paris schicken, da Steffin sich dort aufhielt, um den auf Brechts Idee hin gegründeten Deutschen Autorendienst (DAD) zu leiten.[35]. Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit, Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist. ): Brecht-Handbuch, Bd. Doch völlig frei von jener Maske, die er sich im Laufe der Zeit in unterschiedlichster Weise, sei sie nun grotesk, teilweise politisch, leidenschaftlich, naturverbunden oder rein ästhetisch orientiert, immer wieder anzog, war er auch damit nicht. Mit der Schauspielszene des „Ui“-Stücks widmet Brecht dem „Anstreicher“ Hitler und seiner übertünchenden, verschleiernden Rhetorik sogar eine ganze Szene. Trotz der angeblich sozialen Basis für die Arbeiterbewegung und Großindustriellen, die die Kapitalisten scheinbar geschaffen hatten, verlor Brecht die relative Autonomie – die auch für ihn, selbst wenn er sie nicht vollständig erkannte, ersichtlich war – nicht aus den Augen.[66]. Die Forschung kann keine klare Aussage darüber treffen, welche der beiden Annahmen korrekt ist. [82] Denn Brechts erklärtes Ziel war es, „nicht nur einen aktuellen politischen Zweck zu erreichen, sondern auch einen ästhetischen Fortschritt zu bewerkstelligen, und zwar das eine um des anderen Willen“. [8] Vgl. „Brecht begab sich mit dem Bewußtsein des Klassikers ins Exil; zumindest nahm er sich die Freiheit, mit dieser Haltung zu experimentieren“ [28] , schreibt Mennemeier als ein Kenner Brecht’scher Lyrik. [40] Vgl. Zudem schildert Brecht hier auf genie-geniale Weise in höchst komplexen Handlungs- und Verfremdungsebenen die Machtausbreitung Adolf Hitlers. Seit 1933, Brechts Werke waren ab dieser Zeit zumeist auffällig politisch orientiert, fallen vehemente Änderungen in seinem Schaffen auf; seine Stücke hatten ab diesem Zeitpunkt immer etwas Lehrhaftes, sollten den Leser zum Nachdenken, zum Hinterfragen anregen. ), Brecht Lexikon, Stuttgart, S. 111. [61] In: Mayer, Hans: Brecht in der Geschichte. Laut Brecht war die Weimarer Republik ein fruchtbarer Nährboden, auf dem es dem Faschismus gelingen konnte, sich zu entwickeln. [12] Vgl. [45] Doch zumindest für den Rahmen dieser Arbeit viel wichtiger ist, dass sich Brecht unter der Mitarbeit Margarete Steffins in Finnland in eklatanter Anspielung auf die sich festigende Macht der Nationalsozialisten der Entstehung des Dramas „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ widmete – unter anderem auch im Hinblick auf den sehnlich herbeigewünschten Aufenthalt in den USA. Ebenso um diese Stücke adäquat zu interpretieren. Das satirische Lied Kälbermarsch hat der Schriftsteller Bertolt Brecht im September 1933 im französischen Exil geschrieben. Deutsche Sprache und Literatur, Bd. Denn das kleinformatige, fragilere, stoffärmere Gedicht vermag den Absolutheitsansprüchen eines politischen Programms nicht das gleiche Eigengewicht entgegenzustemmen wie ein Theaterstück oder Roman.“ [16] Nicht zuletzt deshalb schuf Brecht theatertheoretische sowie lyrische Neuerungen, mithilfe derer ihm die schriftstellerische Umsetzung zeitgeschichtlich-politscher Aspekte dennoch gelang – selbstverständlich immer unter Berücksichtigung ästhetischer Aspekte. Auch sein Verleger Wieland Herzfelde, den Brecht immer wieder bat, die „Svendborger Gedichte“ und sein Theaterstück „Furcht und Elend des Dritten Reiches“ zusammen zu publizieren, trug zum Gelingen dieser Lyriksammlung bei. Dass die „Svendborger Gedichte“ nach jahrelangem Überdenken, Hinzufügen und Entfernen verschiedener, einzelner Gedichte endlich komplett waren, war nicht zuletzt der Mitarbeit einiger Brecht nahe stehender Personen, wie seiner geliebten „Grete“ Steffin und Ruth Berlau zu verdanken. ), Brecht Lexikon, Stuttgart, S. 146. [91] Dieser Utilitarismus, wie Cohen ihn nennt, steht bei Brecht in untrennbarem Zusammenhang mit seiner neuen Ästhetik. Paderborn 2008, S. 14. 4.4.2.3.2 V-Effekte in ihrer vielfältigen Form – Werkzeuge zur Doppelverfremdung 2.1 Lebensstationen seit der Machtergreifung Hitlers "Das Volk hat das Vertrauen der Regierung verscherzt. [2] Vgl.

Entendre Passe Compose, Im Ausland Studieren Erfahrungen, Suche Mittelgroße Hündin, Motorradanhänger Mieten Berlin, Skoliose Nicht Behandeln,